Kommunen im Internet

Seminararbeit - vorgelegt bei

Univ.-Prof. Dr. Hermann Hill
Hochschule für Verwaltungswissenschaften, Speyer

im Dezember 1996 von Diplom-Wirtschaftsinformatiker Jörn von Lucke aus Mannheim


Inhaltsverzeichnis - Abkürzungsverzeichnis - Volltext - Literaturverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

 

III

Abbildungsverzeichnis

 

V

 

 

 

1.

Einführung

2.

Internet-Technologien

1

2.1

Technische Grundlagen

1

2.2

Verfügbare Internet-Dienste

2

2.3

Strukturelle Grundlagen

4

2.4

Chancen und Schwierigkeiten

6

3.

Potentiale für Kommunalverwaltungen

7

3.1

Öffentlichkeits- und Pressearbeit

8

3.2

Förderung des Fremdenverkehrs

9

3.3

Wirtschaftsförderung

11

3.4

Bürgerservice - verbessertes Leistungsangebot

12

3.5

Sonstige Aufgabenbereiche der Kommunalverwaltung

14

3.6

Möglichkeiten zur Einnahmegewinnung

15

3.7

Langfristige Potentiale für Effizienzsteigerung

16

3.8

Ansätze für Kostensenkungen

17

4.

Angebote deutscher Städte und Gemeinden im Internet

18

4.1

Kommunalverwaltung Online

19

4.2

Informationen über die Kommunalverwaltung von Dritten

20

5.

Zusammenfassung

21

 

 

 

Literaturverzeichnis

 

VI

Anhang: Kommunen im Internet - Angebotsübersicht im November 1996

 

IX

 


Abkürzungsverzeichnis

ANS:

Advanced Network and Services Incorporated

AOL:

America Online Incorporated

BAFöG:

Bundesausbildungs-Förderungsgesetz

BITNET:

Because It's Time Network

BMWi:

Bundesministerium für Wirtschaft

Btx:

Bildschirmtext

CD-ROM:

Compact Disk - Read Only Memory

CDU:

Christlich Demokratische Union

CeBIT:

Centrum für Büro, Information, Telekommunikation

CERN:

Centre Européen pour la Recherche Nucléaire

CSU:

Christlich Soziale Union

Datex-J:

Datex Jedermann

Datex-P:

Paketvermittelter Dienst der Deutschen Telekom

D.C.:

District of Columbia

DFN:

Deutsches Forschungsnetz

DM:

Deutsche Mark

DV:

Datenverarbeitung

ECRC:

European Computer-Industry Research Center

EDI:

Electronic Data Interchange

EDV:

Elektronische Datenverarbeitung

E-Mail:

Electronic Mail

EUnet:

European Unix Network

FAQ:

Frequent Asked Questions

FBO:

Fachverlag für Büro- und Organisationstechnik

FidoNet

Fido-Network

FTP:

File Transfer Protocol

GmbH:

Gesellschaft mit beschränkter Haftung

Hrsg.:

Herausgeber

HTTP:

Hypertext Transfer Protocol

IAB:

Internet Architecture Board

IBM:

International Business Machines

IETF:

Internet Engineering Task Force

IP:

Internet Protocol

IRC:

Internet Relay Chat

IRTF:

Internet Research Task Force

ISOC:

Internet Society

KFZ:

Kraftfahrzeug

LAN:

Local Area Network

MAZ:

Mikroelektronik Anwendungszentrum

MATEO:

Mannheimer Texte Online

MCI:

Microwave Communications Incorporated

NIC:

Network Information Center

NOx:

Stickoxide

RP:

Rheinische Post

SO2:

Schwefeldioxid

TCP:

Transmission Control Protocol

T-Online:

Telekom Online

USA:

United States of America

UUCP-Net:

Unix-to-Unix-Copy-Program-Network

VOP:

Verwaltung - Organisation - Personal

VRML:

Virtual Reality Modeling Language

WAIS:

Wide Area Information Service

WAN:

Wide Area Network

WiN:

Wissenschaftsnetz

WWW:

World Wide Web

Xlink:

Extended Lokales Informationsnetz Karlsruhe

 


Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1:

Internet-Dienste

3

Abbildung 2:

Potentielle Angebote im Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

8

Abbildung 3:

Potentielle Angebote im Bereich der Fremdenverkehrsförderung

10

Abbildung 4:

Potentielle Angebote im Bereich der Wirtschaftsförderung

11

Abbildung 5:

Potentielle Angebote im Bereich des Bürgerservice

13

Abbildung 6:

Sonstige Nutzungspotentiale in Kommunalverwaltungen

15

Abbildung 7:

Aufwand für eine Marketing-Präsenz im Internet

17

 


 

Kommunen im Internet

1. Einführung

Das Internet und die damit zusammenhängenden Technologien bieten Unternehmen und Verwaltungen eine Vielzahl von neuen Nutzungs- und Einsatzmöglichkeiten. In den USA, wo die grundlegenden Techniken entwickelt wurden, nutzen Kommunen das Internet seit einigen Jahren vor allem als Kommunikations- und Informationsmedium. Diese Chancen werden zunehmend auch von den Verwaltungsbehörden in deutschen Städten und Gemeinden erkannt. In Deutschland zählen seit 1995 die bayerischen Städte München, Nürnberg und Würzburg sowie Mannheim und Karlsruhe zu den kommunalen Vorreitern im Internet. Die Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg präsentieren sich seit 1996 mit einem eigenen und sehr umfangreichen Angebot im Internet.

An die Einführung in Internet-Technologien folgt in dieser Arbeit eine Ausarbeitung der Potentiale für kommunale Internet-Aktivitäten. Darüber hinaus wird das Online-Angebot deutscher Kommunen im Internet (Stand November 1996) aufgezeigt, wobei auf bemerkenswerte Angebote hingewiesen wird. Der Schwerpunkt liegt auf den Online-Angeboten von Kommunalverwaltungen im World Wide Web. Unberücksichtigt bleiben diejenigen Kommunalverwaltungen, die bisher lediglich den Städtenamen als Domainnamen reserviert haben und kein Angebot vorweisen. Die Angebote werden nicht näher betrachtet, wenn sie ausschließlich Informationen über eine Kommune (in der Regel reine Tourismus-Informationssysteme) liefern und die Betreuung nicht bei einer Kommunalverwaltung liegt. Angebote von Dritten über die Kommunalverwaltung werden dagegen in einem eigenen Unterkapitel behandelt.

 

2. Internet-Technologien

2.1 Technische Grundlagen

Der englische Begriff Internet wird mehrdeutig verwendet. "An Internet" ist ein Netzwerk von Rechnern, die mittels der TCP/IP-Protokolle Daten austauschen können. Die Bezeichnung "The Internet" beschreibt den weltweit größten Verbund von Computernetzwerken, die miteinander unter dem Mantel der TCP/IP-Protokolle kooperieren und in dem alle miteinander verbundene Netzwerke wie ein einziges, zusammenarbeitendes, virtuelles Netzwerk funktionieren.

Die Datenübertragungsprotokolle Transmission Control Protocol (TCP) und Internet Protocol (IP) haben sich im Laufe der Zeit als Standards zur Verbindung heterogener Netzwerke etabliert. Auch die Verbindungen zwischen den an das Internet angeschlossenen Teilnetzen sind nicht homogen. Als Übertragungsmedien können Kupfer- und Glasfaserkabel, Satelliten und Richtfunk verwendet werden. Mit der Verbreitung des Betriebssystems Unix, in das ein TCP/IP-Protokoll eingebunden ist, und der Zunahme lokaler Netzwerke hat sich TCP/IP als Standard durchgesetzt und somit auch das rasante Wachstum des Internet begünstigt. Die zu übertragenen Daten werden normalerweise im Internet paketorientiert versandt. Die einzelnen Datenpakete werden mit Absender und Zieladresse versehen (IP-Protokoll) und um eine Prüfsumme sowie eine laufende Nummer ergänzt (TCP-Protokoll). Dadurch können Schwierigkeiten mit verlorenen Paketen und einer anderen Empfangsreihenfolge umgangen werden. Durch das einheitliche Protokoll können Daten flexibel durch verschiedene Netze weitergeleitet werden. An jeder Zwischenstation sortiert ein Router ankommende Pakete neu und leitet sie in die entsprechende Richtung weiter, bis sie ihr Ziel erreicht haben. Fällt eine Zwischenstation aus, werden die Datenpakete über einen anderen Weg weitergeleitet. Beim Empfänger sorgt das TCP-Protokoll für die Herstellung der richtigen Reihenfolge der Datenpakete. Die auf den TCP/IP-Protokollen aufbauenden Anwendungen müssen sich nicht um die Versendung der Datenpakete kümmern.

 

2.2 Verfügbare Internet-Dienste

Im Internet wird das Spektrum der nutzbaren Dienste nicht von den Netzbetreibern vorgegeben. Genutzt werden können Dienste, die auf TCP/IP aufsetzen. Auch die Entwicklung und der Einsatz eigener, neuer Dienste ist möglich. Eine weite Verbreitung ist davon abhängig, wieviele Nutzer diese als für sich relevant erachten. Die meisten Dienste dürfen kostenlos benutzt werden. Internet-Dienste (siehe Abbildung 1) können in Basisdienste (E-Mail, FTP, Telnet), Bulletin Board Systeme (Mail-Server, Mailing-Listen und Newsgroups), Informationsrecherchesysteme (Archie, Gopher, WAIS, World Wide Web), Verzeichnisdienste (Finger, Whois, X.500), Dateisysteme und Kommunikationssysteme (Talk, IRC, Video-Konferenzen) unterteilt werden.

Electronic Mail (E-Mail) ermöglicht das Versenden einer Mitteilung von einer Person an eine Zielperson über elektronische Netzwerke, ohne daß der Empfänger anwesend bzw. sein Endgerät zu diesem Zeitpunkt erreichbar sein muß. Aus diesem Basisdienst haben sich Mail-Server entwickelt, die automatisch ankommende E-Mails analysieren und angeforderte Informationen zurücksenden. Mailing-Listen werden für die Versendung von Nachrichten von einer Person an viele Personen verwendet. Jeder an den Mailing-Listen-Verteiler geschickte Artikel erreicht alle Abonnenten der Liste. Über Newsgroups (Sammlung von Beiträgen zu einem Thema) werden Nachrichten von vielen Personen für viele Personen zugänglich gemacht. Dieses öffentliche Kommunikationsmedium ist mit einem weltweiten, nicht interaktiven Konferenzsystem vergleichbar.

Basisdienste

E-Mail, FTP, Telnet

Bulletin Board Systeme

Mail-Server, Mailing-Listen, Newsgroups

Informationsrecherchesysteme

Archie, Gopher, WAIS, World Wide Web

Verzeichnisdienste

Finger, Whois, X.500

Dateisysteme

Alex, Prospero

Kommunikationssysteme

Talk, IRC, Videokonferenzen

Abbildung 1: Internet-Dienste - In Anlehnung an: Scheller/Boden/Geenen/Kampermann (1994), S. 2.

Die Datenübertragung zwischen verschiedenen Rechnern über das Internet wird durch das File Transfer Protocol (FTP) ermöglicht. Mit Archie steht eine monatlich aktualisierte Datenbank der Dateien zur Verfügung, die weltweit über FTP-Server angeboten werden. Zur Datenfernverarbeitung wird der dritte Basisdienst Telnet verwendet. Er erlaubt die Nutzung der Kapazitäten räumlich entfernter (Groß-)Rechner am eigenen Computer.

Gopher ist ein weltweites Informationssystem, bei dem die Informationen über hierarchisch strukturierte Menüpunkte abgerufen werden können. Der Benutzer muß beim Anklicken der Menüpunkte nicht wissen, wohin er eine Verbindung aufbaut. WAIS (Wide Area Information Service) ist ein Netzwerkservice, bei dem Datenbestände (Volltext) nach inhaltlichen Kriterien durchsucht werden können. Das World Wide Web (WWW) ist ein mit grafischer Benutzeroberfläche ausgestattetes, auf Hypertext basierendes Informationssystem. Den Anwendern steht eine einheitliche Schnittstelle für alle wichtigen Internet-Dienste zur Verfügung (Telnet, FTP, Archie, WAIS, Gopher, News, HTTP). Mit dem WWW ist eine multimediale Darstellung von Texteinträgen, Grafiken, Dialogelementen, Animationen und Sounds möglich. Leichte Bedienbarkeit und technische Möglichkeiten machen es mittlerweile zu einem der beliebtesten Dienste des Internet.

Internet Talk (Talk) erlaubt eine Online-Unterhaltung mit einem Gesprächspartner, während der Internet Relay Chat (IRC) Online-Kommunikation zu bestimmten Themen mit vielen Gesprächspartnern ermöglicht. An Verfahren für Audio- und Video-Konferenzen über das Internet wird noch experimentiert.

Viele weitere Serviceleistungen des Internet basieren auf den oben vorgestellten Diensten. Das Angebot ist aufgrund seiner Größe praktisch unüberschaubar. Es werden nahezu alle Bereiche abgedeckt: Diskussionsforen zu vielen Sachgebieten, Angebote zur Aus- und Fortbildung, staatliche und kommunale Dienste, Postdienste, Informationsdienste (inkl. Zeitungen und Zeitschriften), Bankdienste, geschäftliche Anwendungen oder Unterhaltungsangebote. Wissenschaftler und Künstler nutzen das Internet mit seinen neuartigen Kommunikationsmöglichkeiten für eigene Entwicklungen und Publikationen. Angesichts seiner dezentralen Struktur ist das Internet einer hohen Dynamik unterworfen, die detaillierte Beschreibungen sehr schnell veralten läßt.

In Zusammenarbeit mit dem Internet Architecture Board (IAB) arbeiten Forscher zur Zeit an einer Fortentwicklung des Internet-Protokolls (IP Next Generation). Der Adreßraum zweier Netz-Klassen wird aufgrund der großen Nutzerzahl in naher Zukunft seine Grenzen erreicht haben. Auch soll das Internet um zwei unabhängige Sicherheitsoptionen ergänzt werden. Durch die Überprüfung auf Authenzität und Integrität sowie die Implementierung von Verschlüsselungsverfahren soll die Sicherheit für Anwender verbessert werden. Neben Verfahren, die Video-Konferenzen ermöglichen sollen, wird auch mit Voice Mail, Video Mail und VRML-Browsern (für dreidimensionale Darstellungen) experimentiert. Mit der Programmiersprache Java erhält das Internet gegenwärtig eine neue Basis für die Entwicklung weiterer neuer Dienste sowie für eine einfachere Programmierung von Anwendungen.

 

2.3 Strukturelle Grundlagen

Ursprünglich wurde das Internet für nicht-kommerzielle Zwecke konzipiert. Es werden keine zentral erhobenen Netzgebühren oder Einschaltgebühren verlangt. Jeder Computer und jedes Netzwerk kann an das Internet angeschlossen werden. Neben einem Rechner wird ein Modem, ein Telefonanschluß, Kommunikationssoftware (inkl. Anwendungen) sowie eine Zugangsberechtigung zu einem bereits an das Internet angeschlossen Netz benötigt. Der Aufbau einer direkten (Standleitung) oder indirekten Verbindung (Wählleitung) hat Einfluß über die Nutzungsmöglichkeiten des Anwenders. Internet-Service-Provider betreiben Rechnernetze, die in das Internet integriert sind. Sie bieten ihren Kunden gegen ein Entgelt die Möglichkeit des Zugriffs auf ihr Teilnetz, über das auf andere, ins Internet eingegliederte Rechnernetze zugegriffen werden kann. Firmen-LANs werden zunehmend in das Internet integriert, so daß die Mitarbeiter von ihrem Arbeitsplatz aus Zugriffsmöglichkeiten auf die Dienste des Internet haben.

Im Internet sind heterogene Computernetze dezentral miteinander verbunden. Niemand kann daher das Internet kaufen, besitzen oder beherrschen. Es setzt sich aus vielen, unterschiedlichen Teilnetzen zusammen: Nationale Backbone-Netze (Hochschul-, Forschungs- und Verwaltungsnetze), Bürgernetze (Community Networks, Mailboxsysteme und Freenets), Firmennetze, kommerzielle Anbieternetze (Telekommunikations- und Mehrwertnetze) sowie Mischformen. Wegen der dynamischen und ständig wachsenden Struktur des Internet ist eine genaue Größe des Netzes nicht feststellbar. Obwohl das Internet nur ein Teil des Cyberspace ist, stellt es die gegenwärtig größte Ausprägung eines WANs dar. Vom Internet existieren Gateways zu anderen WAN-Netzwerken, die unter völlig anderen Protokollen laufen (z.B. FidoNet, BITNET, UUCP-Net).

In Deutschland besteht das Internet aus mehreren parallelen Teilnetzen. Die kommerziellen Internet-Service-Provider EUnet Deutschland (Dortmund) und Xlink (Karlsruhe), die aus Initiativen der Informatik-Fakultäten der jeweiligen Universitäten entstanden sind, dominierten lange Zeit den deutschen Internet-Service-Provider-Markt. Erst 1994 wurde das Duopol durch MAZ und Contrib.Net aufgebrochen. 1995 stiegen ECRC und Nacamar in das kommerzielle Internet-Service-Provider-Geschäft ein. Der Wissenschaftsbereich (Universitäten und Forschungsinstitute) ist überwiegend über das vom DFN betriebene Wissenschaftsnetz (WiN) angeschlossen. Eine Reihe weiterer Firmen, die über eine Leitung mit einem Anbieter in den USA verbunden sind, verkaufen diese Kapazitäten in Deutschland auf eigene Rechnung. Aber auch kommerzielle Online-Anbieter, internationale Telekommunikations- und EDV-Konzerne mit eigenen weltweiten Netzwerken (wie CompuServe, IBM, MCI oder T-Online) arbeiten in Deutschland als Internet-Service-Provider.

Das Internet ist selbstorganisierend. Es gibt keine zentrale Organisation, die mit Planung, Kontrolle und Organisation des Netzes betraut ist. Jedes einzelne Netz wird von seinem eigenen Koordinator verwaltet. Er trägt die Verantwortung für den Betrieb seines Computernetzes und dessen Anbindung an Nachbarnetze. Die Teilnetze sind technisch, organisatorisch und finanziell autonom. Dennoch müssen gewisse organisatorische Aufgaben auch im Internet wahrgenommen werden: Mit der Vergabe und Verwaltung von IP- und Domain-Adressen sind Network Information Center (NIC) beauftragt. Für die Standardisierung und Weiterentwicklung des TCP/IP-Protokolls liegt die Zuständigkeit beim Internet Architecture Board (IAB) und seinen Subkommitees Internet Engineering Task Force (IETF) und Internet Research Task Force (IRTF). Die Internet Society (ISOC) sorgt unter anderem für den Ausbau und die Koordinierung internationaler Verbindungen.

Hardware, Software und Netztechnologien entwickeln sich ständig weiter. Das Internet entstand aus einem US-amerikanischen militärischen Forschungsprojekt. Deshalb sind viele grundlegenden Technologien des Internet von amerikanischen Wissenschaftlern entwickelt worden. Zunehmend tragen aber auch Forscher aus anderen Ländern aktiv zur Fortentwicklung der Technik bei: Das World Wide Web ist am CERN in Genf, das Internet Phone in Israel entwickelt worden. Nach einer militärischen und einer wissenschaftlich-öffentlichen Entwicklungs- und Nutzungsphase durch Universitäten und Regierungsstellen gewinnt seit 1994 die kommerzielle Nutzung des Internet eine dominierende Bedeutung. So ist ein Zuwachs an kommerziellen Inhalten (direkte Produktwerbung und Produktvermarktung) im Internet zu beobachten. Kommerzielle Interessen dominieren auch immer stärker den Betrieb der Teilnetze (ANS, MCI, Sprint) und die Erstellung von Software (Netscape, Sun).

Durch die offene Konzeption des Internet kann jeder Teilnehmer mit einem vollwertigen Anschluß sowohl Informationsanbieter als auch Informationskonsument sein. Daher steigt die weltweit verfügbare Datenmenge täglich, wovon auch die Nutzer profitieren können. Es wird geschätzt, daß es weltweit 50 Millionen Internet-Nutzern an über 60.000 Netzwerken gibt (bei knapp 1.2 Millionen potentiellen Nutzern in Deutschland). In Deutschland verfügen rund 300.000 Nutzer über einen direkten IP-Zugang. Das monatliche Wachstum des Internet wird auf rund zehn Prozent geschätzt, wobei kommerzielle Internet-Bereiche etwas stärker wachsen. In Rußland, Indien, dem Baltikum oder Ungarn ersetzt das Internet mittlerweile in vielen Unternehmen herkömmliche Informationsstrukturen (wie Telefon oder Fax), die meist nur mit erheblichen Aufwand modernisiert oder genutzt werden können. Ein an das Internet angeschlossenes Kommunikationssystem, das sehr leistungsfähig sein kann, läßt sich dagegen mit relativ geringen Aufwand einrichten.

 

2.4 Chancen und Schwierigkeiten

Durch das Internet können sich qualitativ neue Formen der Zusammenarbeit entwickeln. Die Schnelligkeit von Veröffentlichungen im Internet verbessert den allgemeinen Informationsfluß. Ein schneller Austausch von Informationen bei im ganzen geringeren Kommunikations- und Portokosten wird ermöglicht: Nachrichten und Problemlösungen sind rasch weltweit verfügbar, Antworten erreichen schneller den Empfänger. Dadurch verlieren geographische Entfernungen mehr und mehr an Bedeutung. Die weite Verbreitung des Internet erhöht die Informationsvielfalt. Da Übergänge zu vielen Rechnernetzen bestehen, können Informationen weltweit zu bestimmten Themengebieten in die Diskussion im Internet einfließen. Die Entstehung neuer, internationaler, stark untereinander aktiver Gemeinschaften wird durch das Internet gefördert. Dadurch können Interessen und Horizonte des Einzelnen erweitert werden.

Die Nutzung ist relativ preiswert. Die meisten Internet-Dienste und -Anwendungen stehen für die private Nutzung kostenlos (Public Domain Software) oder gegen ein geringes Entgelt (Shareware) zur Verfügung. Für eine gewerbliche Nutzung müssen jedoch häufig Lizenzen an die Urheber bezahlt werden. Die Dienste sind rund um die Uhr erreichbar. Durch grafische Oberflächen wie Gopher oder WWW wird das Internet auch für Laien immer einfacher zu bedienen. Ein Nutzer muß sich nicht mehr eine Vielzahl an Telefonnummern, Login-Kennungen, Passwörtern und Zugangsnummern merken. Dies ist eine Hauptursache für den enormen Nutzeranstieg des Internet.

Schwierigkeiten bereiten den Nutzern des Internet gegenwärtig die mangelnden Sicherheitsmaßnahmen bzgl. Abhörbarkeit, Verfälschung, Geheimhaltung oder Verschlüsselung. Noch existieren keine weltweit verfügbaren, standardisierten und akzeptierten Sicherheitsmechanismen. Geheimdienste sorgen sich darum, die Kommunikation des organisierten Verbrechens nicht mehr abhören zu können, wenn diese hoch komplexe Sicherheitsmechanismen verwenden. In einigen Staaten wurde deswegen ein Kryptographieverbot erlassen. Die unzureichende Sicherheit schreckt jedoch potentielle Investoren und Nutzer ab. Unsicherheit besteht auch über die jeweils gültigen rechtlichen Bestimmungen im Internet. Die durch das Internet verbundenen Länder (über 140 Nationen) verfügen über sehr unterschiedliche Gesetzgebungen, die auch Aktivitäten im Netz betreffen. In einigen Staaten erfüllen bestimmte Fälle der Internet-Nutzung (z.B. Verschlüsselung von Dateien in Frankreich) Straftatbestände, was in anderen Staaten nicht der Fall ist. So kann mit einem weltweit angebotenen Dienst im Internet gegen geltende Gesetze verstoßen werden, ohne daß dies bemerkt wird. Durch eine mangelnde Rechtssicherheit droht eine Stockung der internationalen wirtschaftlichen Entwicklung des Internet. Aber auch innerhalb Deutschlands ist die Rechtslage nicht eindeutig. 1996 ermitteln Staatsanwaltschaften in München und Mannheim gegen die Internet-Service-Provider CompuServe und T-Online wegen des Verdachts auf Beihilfe zur Verbreitung kinderpornographischer und antisemitischer Schriften über das Internet, die auf ausländischen Rechnern zum Abruf bereit stehen. Ob Internet-Service-Provider dafür zur Rechenschaft gezogen werden können, ist bisher in Deutschland nicht zweifelsfrei geklärt. Da zudem mit jeder Anfrage persönliche Daten erzeugt werden können, bestehen Schwierigkeiten im Bereich des Datenschutzes. Auch der Schutz des geistigen Eigentums ist bisher nicht befriedigend geregelt.

 

3. Potentiale für Kommunalverwaltungen

Online-Dienste, insbesondere das Internet, können von Kommunalverwaltungen in vielen Bereichen genutzt werden, um Informationen und Dienstleistungen für Bürger und Unternehmen bereitzustellen. Diese Möglichkeiten sind für Interessenten rund um die Uhr und sieben Tage in der Woche abrufbar. Damit kann das Informations- und Leistungsangebot gegenüber dem Bürger verbessert werden. Der Gang zum Rathaus ist nicht mehr notwendig bzw. das Warten am Telefon auf kommunale Informationen während der offiziellen Öffnungszeiten kann entfallen. Im folgenden werden Potentiale beim Einsatz von Internet-Technologien in Kommunalverwaltungen aufgezeigt. Kommunale Verwaltungsbehörden verknüpfen mit den Internet-Technologien vielseitige Erwartungen:

 

3.1 Öffentlichkeits- und Pressearbeit

Da sich die technische Entwicklung der Internet-Technologien noch in der Anfangsphase befindet, dominieren gegenwärtig Anwendungen zur Öffentlichkeitsarbeit, wie in Abbildung 2 dargestellt, die leicht zu erstellen und zu bedienen sind. Dazu werden Seiten (im Sinne eines Bürgerinformationssystems) im WWW bereitgestellt. Zuständig für die Erstellung dieser Seiten ist häufig das Amt für Information und Kommunikation bzw. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Diese Aufgabe kann aber auch vom persönlichen Referenten der Behördenleitung wahrgenommen werden. Die Erstellung eines Internet-Angebots bedeutet zusätzliche Arbeit, wobei in den Kommunen nicht unbedingt weitere Finanz- oder Personalmittel zur Verfügung stehen.

Begrüßung (Willkommen) durch den Bürgermeister/Landrat
Allgemeine Auskünfte/Detaillierte Informationen
über die Kommune, Kommunalversammlungen, Verwaltungsbehörden
über Einrichtungen (Gesundheit, Kultur, Tourismus, Wirtschaft)
Publikationen (Broschüren, Schriften, Bekanntmachungen)
Pressedienst (Rundschreiben, Stellungnahmen, Mitteilungen)
Kommunikation (Anfragen, Beschwerden und Mitteilungen)
Specials für Internet-Nutzer (Software, Suchwerkzeuge, Links)

Abbildung 2: Potentielle Angebote im Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Kommunen sollten ihre Leitseite (Home Page) mit einer Begrüßung des Behördenleiters (Bürgermeister oder Landrat) eröffnen. Dieses Willkommen kann mehrsprachig sein und aus Text-, Bild-, Video- und Audio-Elementen bestehen. Das Angebot läßt sich durch den Lebenslauf, Reden und Veröffentlichungen ergänzen. Einige Behördenleiter geben ihre E-Mail-Adresse an, damit Bürger ihnen direkt elektronische Mail zusenden können.

Ein großes Potential bieten Internet-Technologien im Bereich des Abrufes von allgemeinen Auskünften und detaillierten Informationen aus dem Aufgabenbereich der Kommunalverwaltung. So können jederzeit alle wesentlichen Informationen über die Kommune (Aufgaben, Organisation, Arbeitsweise, Geschichte), Kommunalversammlungen (Mitglieder, Fraktionen, Ausschüsse, Termine, Pressemeldungen, Amtsblatt), Verwaltungsbehörden (Behördenleitung, Organisationsdiagramm, Postadressen, Telefonnummern, E-Mail-Adressen, Lageplan) und lokale Einrichtungen (Gesundheit, Kultur, Tourismus, Wirtschaft) abgerufen werden.

Besonders das WWW kann von Kommunen zur Präsentation von Publikationen (Informationsbroschüren, Schriften, Bekanntmachungen) genutzt werden. Bereits erstellte Publikationen liefern mit Texten, Bildern und Layout ein fundiertes Grundgerüst für die Inhalte von kommunalen Internet-Seiten. Ein Bestellformular für die gedruckten Versionen sollte beigefügt sein, damit die Kommune dem Interessenten gewünschte Publikationen über den Postweg zusenden kann. Darüber hinaus lassen sich Internet-Technologien zur Ergänzung des klassischen Pressedienstes der Kommunalverwaltung verwenden. So können Zeitungs-, Zeitschriften-, Hörfunk- und Fernseh-Redaktionen mit Presseinformationen, Rundschreiben und Stellungnahmen versorgt werden, die in elektronischer Form übermittelt werden. Den Redakteuren bleibt dadurch eine Wiedereingabe der Texte erspart, so daß gleichzeitig deren Arbeit erleichtert wird. Auf Seiten der Kommune können die Portokosten des Pressedienstes gesenkt und der Verwaltungsaufwand (Kopieren, Binden, Verpacken, Versenden) reduziert werden.

Auch die Kommunikation zwischen Bürgern/Unternehmen und Kommunalverwaltung kann von Internet-Diensten profitieren. Die Nutzung von E-Mail durch die Kommunalverwaltung eröffnet dem Bürger eine direkte Kontaktmöglichkeit zu den Verwaltungsbehörden. Anfragen, Beschwerden und Mitteilungen können jederzeit an die zuständige Stelle (Behördenleiter, Dezernatsleiter, Sachbearbeiter) gesandt werden. Ein Diskussionsforum für eine öffentliche Debatte über kommunalpolitische Themen läßt sich mit Newsgroups, Mailing-Listen oder einer WWW-Seite einrichten. Durch Specials für Internet-Nutzer kann sich eine Kommune ein fortschrittliches Image schaffen. Dies läßt sich durch Softwareangebote, ein elektronisches Gästebuch, Verlosungen oder Preisausschreiben bewerkstelligen. Sinnvoll sind auch Verweise (Links) auf schnelle Suchmaschinen und verwandte Themenbereiche oder eine Web-Server-Statistik. Zunehmend wichtig wird auch ein Stichwortverzeichnis oder ein Suchwerkzeug (Finder) über das kommunale Angebot.

 

3.2 Förderung des Fremdenverkehrs

Im Rahmen der Fremdenverkehrsförderung können Internet-Technologien für die Verbreitung von Touristikinformationen über die Kommune eingesetzt werden. Hier eignet sich besonders die Einrichtung eines Kultur- und Fremdenverkehrsinformationssystems, wie es in Abbildung 3 dargestellt wird. Das Amt bzw. die GmbH oder der Verein für Tourismus und Fremdenverkehr ist für seine Konzeption und Umsetzung verantwortlich. Diese sollten in der Regel in Zusammenarbeit mit einer Werbeagentur oder einem Internet-Service-Provider erfolgen, um ein professionelles Angebot zu gewährleisten. Der Kommune wird damit eine weitere Plattform zur Selbstdarstellung im Rahmen des Städte-Marketings eröffnet. Touristikinformationen aller Art über eine Stadt/Region können weltweit abgerufen werden. Besonders ausländischen Interessenten wird dadurch die Möglichkeit geboten, Informationen über Städte und Urlaubsregionen abzurufen, ohne daß dies mit hohen Kosten (Telefon, Porto) und zeitlichen Verzögerungen (Anschreiben aufsetzen, Postweg) verbunden ist. Aus diesem Grunde sollte ein Fremdenverkehrsinformationssystem mehrsprachig sein (Deutsch, Englisch, Französisch, evtl. auch Spanisch, Italienisch und Japanisch).

Begrüßung (Willkommen) durch den Bürgermeister/Landrat
Sehenswürdigkeiten und Geschichte (Bilder, Texte, Kunst)
Kost und Logis (Verzeichnis mit Verweisen auf Anbieter)
Kultur und Bildung (Museen, Theater, Bibliotheken, Schulen)
Sonstiges (Sport, Wetter, Fahrpläne, Anfahrtswege)

Abbildung 3: Potentielle Angebote im Bereich der Fremdenverkehrsförderung

Der "virtuelle Besucher" sollte mit einem herzlichen Willkommen ("im Herzen Europas") des Bürgermeisters oder des Landrats begrüßt werden, das in mehreren Sprachen abgefaßt ist. Diese Seite kann aus Photos, Texten, Audio- und Videosequenzen zusammengesetzt sein. Damit läßt sich ein virtueller Stadtrundgang verbinden, bei dem auf Sehenswürdigkeiten (Photos, Videos) und die lokale Geschichte (historische Ereignisse, Persönlichkeiten, Dichter, Maler, Künstler, Kunstwerke) eingegangen wird. Ein solches Angebot kann durch kleine Videofilme und Panoramabilder ergänzt werden.

Zur Förderung des Fremdenverkehrs sollten auch Informationen über Gastronomieangebote (Restaurants, Gaststätten, Kneipen) und Übernachtungsmöglichkeiten (Hotels, Motels, Pensionen und Fremdenzimmer) der Region zur Verfügung stehen. Interessant sind hier vor allem Links auf die entsprechenden Anbieter, wenn diese über eine Präsenz im Internet und über eine darin integrierte Reservierungsmöglichkeit verfügen. Entsprechendes gilt für die Bereiche Kultur (Veranstaltungskalender mit Öffnungszeiten und Programmen von Museen, Theater, Oper) und Bildung (Bibliotheken mit Online-Katalogen oder Schulen/Hochschulen).

Darüber hinaus kann ein Tourismusinformationssystem um weitere Angebote ergänzt werden, die nicht in den direkten Aufgabenbereich der Fremdenverkehrsförderung fallen. Zu Denken sind hier an Sportnachrichten mit Hinweisen auf (Fußball-)Vereine und den lokalen Wetterbericht. Fahrpläne des öffentlichen Nahverkehrs (Bus und Regionalbahn) und Fernverkehrs (Bahn, Schiff, Flugzeug) weisen auf die wichtigsten Transportmöglichkeiten hin. Diese Angebote können durch Anfahrtspläne für Autofahrer ergänzt werden. Die zuletzt genannten Informationen sind auch für die Wirtschaftsförderung verwendbar.

 

3.3 Wirtschaftsförderung

Online-Dienste lassen sich auch für Zwecke der Wirtschafts- und Innovationsförderung einer Kommune verwenden. Bereits der T-Online-Vorgänger Bildschirmtext (Btx) wurde im Rahmen der Wirtschaftsförderung von deutschen Kommunen eingesetzt. Schwerpunkt damals war das Abrufen von Bestellformularen für weitere Anfragen. Heute nutzen die zuständigen Ämter/GmbHs/Vereine für Wirtschafts- und Innovationsförderung bzw. Stadt- und Regionalentwicklung Internet-Technologien für vielfältige Angebote (siehe Abbildung 4). Im Gegensatz zu Angeboten im Btx bzw. bei T-Online sind Angebote im WWW weltweit abrufbar. Da die Nutzung des Internet bei der Marktforschung (Suche nach neuen Tätigkeitsfeldern oder Niederlassungsbezirken) in Unternehmen weltweit stark zunimmt, ist ein Engagement für Kommunen besonders interessant. Eine Kommune muß sich hier optimal präsentieren, da Daten direkt und schnell verglichen werden können.

Standortwerbung (Stadt, Region, Unternehmen, Infrastruktur)
Publikationen der Wirtschaftsförderung
Serviceleistungen
Firmenbetreuung, Firmenkontakte
Existenzgründungsberatung, Stellenmarkt
Gewerbeflächen, Gewerbeimmobilien
Kommunikation (Anfragen, Beschwerden und Mitteilungen)

Abbildung 4: Potentielle Angebote im Bereich der Wirtschaftsförderung

Online-Angebote der Wirtschaftsförderung im Internet werden in erster Linie zur Standortwerbung verwendet. Potentielle Investoren sollen auf Möglichkeiten der Stadt/Region mit ihren ansässigen Unternehmen/Branchen und die vorhandene Infrastruktur (Straßen, Schiene, Flüsse, Flughafen) aufmerksam gemacht werden. Daten und Fakten zum kommunalen Wirtschaftsraum ergänzen die Darstellung. Da potentielle Investoren zunehmend auch aus dem Ausland kommen, sind diese Angebote mehrsprachig auszurichten (zumindest in Deutsch und Englisch). Interessenten sollten außerdem die Möglichkeit haben, Informationsmaterial und Broschüren der Wirtschaftsförderung in elektronischer Form abzurufen. Gegebenenfalls können diese Publikationen auf postalischem Wege über ein Bestellformular angefordert werden.

Die Wirtschaftsförderung kann weitere Serviceleistungen über das Internet anbieten, die sie allen Interessenten bereits über die herkömmlichen Kommunikationsmedien (Telefon, Telefax, Brief oder Gespräch) zur Verfügung stellt. Dazu zählen alle Tätigkeiten der Firmenbetreuung (Service für den Mittelstand und das Handwerk in nahezu allen Kommunalfragen) sowie der Vermittlung von Firmenkontakten zwischen der lokalen Industrie und externen Interessenten. Hierbei eingeschlossen sollen auch alle Tätigkeiten im Bereich der Existenzgründungsberatung sein. Mit Verweisen auf Förderprogramme der Innovationsförderung, einem Verzeichnis auf finanzielle und technische Hilfsmöglichkeiten, Angebote lokaler Unternehmen sowie FAQ-Listen kann Existenzgründern schnell geholfen werden. In Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt/Lokalzeitungen (Stellengesuche) und Unternehmen/Verwaltungen (Stellenangebote, Praktikantenbörse) läßt sich eine Plattform für einen Stellenmarkt schaffen. Auch bei der Vermittlung oder Veräußerung (öffentliche Ausschreibung) von Gewerbeflächen und Gewerbeimmobilien sind Internet-Technologien einsetzbar. Gerade bei der Erschließung von neuen Gewerbegebieten kann ein Angebot im Internet weitere potentielle Interessenten anlocken. Durch E-Mail kann die Kommunikation (Anfragen, Mitteilungen) mit der Wirtschaftsförderung für beide Seiten erheblich erleichtert werden.

 

3.4 Bürgerservice - verbessertes Leistungsangebot

Eine Kommunalverwaltung kann im Internet auch Service-Angebote für die Bürger, wie in Abbildung 5 angegeben, einrichten. Mit diesen Dienstleistungen können die oben vorgestellten Bürger-, Tourismus- und Wirtschaftsinformationssysteme sinnvoll ergänzt werden. Dadurch verbessert sich das Angebot der Kommune für den Bürger und die lokalen Unternehmen. Der Anstoß für die Einrichtung von kommunalen Dienstleistungen im Internet kommt in der Regel von der jeweils zuständigen Behörde, die Dienstleistungen anbieten möchte. Die Umsetzung wird dem Verantwortlichen für die Internet-Präsenz übertragen und in einer koordinierten Zusammenarbeit entwickelt.

Mit Internet-Technologien soll eine qualitative Verbesserung des Zugangs zu Verwaltungsinformationen für Bürger erreicht werden. Informationen über die lokalen Verwaltungsbehörden (Organisationsdiagramm, Postadressen, Telefonnummern, E-Mail-Adressen, Lageplan) und aus deren Aufgabenbereich lassen sich schnell und bequem abrufen. Ein Stichwortverzeichnis kann die Suche nach einer zuständigen Behörde erleichtern. Aktuelle Meßdaten (Luftmeßwerte für Ozon, SO2, NOx; Wasserstände oder Radioaktivität), Wahlergebnisse und Wahlanalysen (bereits am Wahlabend) und sonstige statistische Daten (Mietspiegel) stehen interessierten Bürgern rasch zur Verfügung. Einzelne Ämter können außerdem eine Übersicht über alle in ihrem Aufgabenbereich liegenden Förderprogramme inklusive der Förderungsvoraussetzungen geben. Mit einer anonymen Berechnung über mögliche Leistungsansprüche bereits im Vorfeld läßt sich eine Aussage über die Notwendigkeit eines Antrages treffen. Daneben kann auch auf aktuelle kommunale Projekte und deren (Zwischen-)Ergebnisse hingewiesen werden. Die Bereitstellung von Publikationen in elektronischer Form ergänzt das Informationsangebot.

Mit der Bereitstellung von Handlungsanleitungen (Checklisten) kann dem Bürger die Vorbereitung auf einen Gang zur Behörde erleichtert und das Nachreichen von Unterlagen vermieden werden. Zunehmend Verbreitung finden Checklisten im Bereich des Meldewesens (Anmeldung, Ausweisausstellung), des Standesamtes (Geburt, Hochzeit, Scheidung, Tod) und der KFZ-Zulassungsstelle (Führerschein, KFZ-Anmeldung). Die Bereitstellung von Antragsvordrucken (Blanko-Anträgen) in Form von Textdateien oder Grafiken, die ausgefüllt und unterschrieben mit der Post zurückgesandt werden, kann den Gang zur Behörde für den Bürger überflüssig machen. Mit der Bereitstellung und Annahme von Antragsformularen kann die Durchführung von Amtshandlungen beschleunigt werden. Die übertragenen Daten können für die Antragsbearbeitung weiter verwendet werden. Die Mitarbeiter der Kommunalverwaltung werden dadurch von Routinetätigkeiten entlastet und können sich mehr auf eine qualifizierte Beratung des Bürgers konzentrieren. Solange die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Gültigkeit von Dokumentenübertragungen und digitalen Unterschriften nicht eindeutig geklärt sind, sollte eine Realisierung nur für risikolose Bereiche (wie Anträge auf Bestellung von kostenlosen Publikationen) erfolgen.


Qualitative Verbesserung des Zugangs zu Verwaltungsinformationen
Information über lokale Verwaltungsbehörden
Informationen aus dem Aufgabenbereich der Verwaltungsbehörden
Stichwortverzeichnis für Anliegen der Bürger
Meßwerte, Wahldaten und Statistiken
Förderprogramme der einzelnen Ämter
Berechnung von Leistungsansprüchen im Vorfeld
Übersicht über laufende Projekte der Kommune
Bereitstellung von Publikationen
Bereitstellung von Handlungsanleitungen
Bereitstellung von Antragsvordrucken
Entgegennahme von Anträgen
Qualitative Verbesserung des Leistungsangebots
Graphische Abbildung von aktuellen Daten
24-Stunden-Zugang zu Information und Formularen
Qualitative Verbesserung der Kommunikationsmöglichkeiten
E-Mail für Anfragen, Beschwerden und Mitteilungen
Einrichtung einer Plattform für eine offenen Diskussion
Intensivierung des Kontaktes mit allen Partnerstädten
Qualitative Verbesserung des Amtsvollzugs
Schnelle Reaktion auf Anfragen möglich
Neue Möglichkeiten zur Steuerung des Bürgerverhaltens

Abbildung 5: Potentielle Angebote im Bereich des Bürgerservice

Diese Art von Bürgerservice dient zur Verbesserung des Leistungsangebots der Kommunalverwaltung für die Bevölkerung. Aktuelle Daten können graphisch in Form von Diagrammen (Meßwerte, Wahlergebnisse) oder Landkarten (Übersicht über Baustellen und Verkehrsstauungen) aufbereitet und sofort weitergegeben werden. Damit steigt die Aussagefähigkeit und Nützlichkeit von Daten für die Bevölkerung. Besonders im Katastrophenfall (Schneesturm, Erdbeben, Überschwemmung) können Internet-Technologien für die schnelle Verbreitung von Informationen und Ratschlägen verwendet werden, da dieses Computernetz widerstandsfähiger gegen Ausfälle als herkömmliche Telekommunikationsanlagen ist. Über ein Angebot im Internet sind Informationen und Formulare der Kommunalverwaltung 24 Stunden am Tag erreichbar. Der Bürger muß sich nicht mehr um die Öffnungszeiten kümmern. Zudem kann er Kosten (Porto, Telefon) und Zeit (Gang zum Rathaus) einsparen, wenn er vorhandene Internet-Terminals (im Unternehmen, in der Universität oder Bibliotheken) nützt.

E-Mail kann für alle Arten von Anfragen, Beschwerden und Mitteilungen der Bürger an die Kommune verwendet werden, die umgehend von der zuständigen Stelle beantwortet werden können. Der Zwei-Wege-Fluß an Informationen sorgt auch für eine qualitative Verbesserung der Kommunikationsmöglichkeiten zwischen Bürger und Kommunalverwaltung. Ein Online-Forum für eine offene kommunale Diskussion kann neue Akzente im Bereich der Kommunalpolitik schaffen und die Bürger besser in den politischen Meinungsbildungsprozeß integrieren. Kommunalbedienstete und Parlamentarier sollten diese Foren als Ergänzung zum Erfahrungsaustausch in Seminaren und Gesprächen betrachten. Eine Intensivierung des Kontaktes der Kommune mit allen Partnerstädten kann im Rahmen eines Austausch- und Freundschaftsforum vorgenommen werden. Mit den Internet-Technologien steht eine recht kostengünstige Basis für internationale Kontakte und Kommunikation zur Verfügung, die sich für solche Zwecke besonders eignet.

Darüber hinaus sind qualitative Verbesserungen des Amtsvollzugs durch Internet-Technologien denkbar. Auf Anfragen von Bürgern kann schneller reagiert werden, wenn der Postweg durch den "Mailweg" ersetzt werden kann und alle einkommenden E-Mails zügig bearbeitet werden. Außerdem können mit Internet-Technologien Möglichkeiten zur Steuerung des Bürgerverhaltens genutzt werden. Durch die Bekanntgabe von Umweltmeßdaten, Müllvermeidungstips und weitere Hinweise kann auf das Umweltbewußtsein der Bürger positiv Einfluß genommen werden. Auch zur Steuerung des Individualverkehrs (Baustellen, Sperrungen, Stau), des Öffentlichen Personennahverkehrs (Fahrpläne) und des Güterverkehrs lassen sich Internet-Dienste nutzen.

 

3.5 Sonstige Aufgabenbereiche der Kommunalverwaltung

Innerhalb der Kommunalverwaltung sind Internet-Technologien auch für weitere Zwecke (Abbildung 6) einsetzbar. Zuständig für die Nutzung von Internet-Technologien innerhalb der verwaltungsinternen Datenkommunikation ist das Amt für elektronische Datenverarbeitung. Die weiter hier genannten Anwendungsmöglichkeiten werden in der Regel in Zusammenarbeit mit dem jeweils zuständige Amt entwickelt.

Verwaltungen setzen vor allem auf das WWW, das als allgemeine Informationsquelle (besonders zur Gewinnung von Informationen über andere Städte), für Datenbankrecherchen, E-Mail und den Austausch von Daten benutzt wird. Aber auch zum verwaltungsinternen Austausch von Informationen (durch Einrichtung eines Intranets) können Internet-Technologien verwendet werden. Davon profitiert der gesamte verwaltungsinterne Datenaustausch, zumal Rechner mit unterschiedlichen Plattformen zusammenarbeiten können. Außerdem ergeben sich Zeitvorteile, wenn auf den physischen Transport von Information in schriftlicher Form verzichtet werden kann.


Allgemeine Informationsquelle
Austausch interner Informationen
Stellenausschreibungen
Öffentliche Ausschreibung
Freihändige Vergabe (allgemeine Beschaffung)

Abbildung 6: Sonstige Nutzungspotentiale in Kommunalverwaltungen

Auch für kommunale Stellenausschreibungen können Internet-Technologien verwendet werden. Gegenwärtig erscheint dies besonders bei der Suche nach Hochschulabsolventen angebracht, die über Internet- und EDV-Kenntnisse verfügen sollen. Öffentliche Ausschreibungen lassen sich ebenfalls in elektronischer Form (über eine WWW-Seite oder durch einen Eintrag in speziellen Datenbanken) vornehmen, wobei Angebote aus aller Welt eingeholt werden können. Bei einer freihändigen Vergabe von Aufträgen kann die Beschaffungsstelle das Internet zur Angebotsrecherche und Lieferantenauswahl verwenden. Elektronische Bestellaufnahme und Bezahlungsabwicklung (Kreditkarte oder Überweisung) lassen sich hiermit verbinden.

 

3.6 Möglichkeiten zur Einnahmegewinnung

Kommunalverwaltungen können Internet-Technologien auch zur Einnahmegewinnung nutzen. So kann ein Auftrag für kostenpflichtige kommunale Dienstleistungen über das Internet direkt angenommen (Auftragsakquisation) und gegebenenfalls sofort erledigt (Vertriebsweg) werden. Diese Dienstleistung wird dem Auftraggeber in Rechnung gestellt. Die Art der hauptsächlichen Einnahmegewinnung hängt ab, ob die Erstellung einer Internet-Präsenz und die Zuständigkeit für den Web-Server von der Kommunalverwaltung selbst (Eigenerstellung) oder von einem Beauftragten (Fremdbezug) wahrgenommen wird. Ausschlaggebend sind unter anderem die Kriterien Qualitätssicherung, Versorgungssicherheit, vorhandene Infrastruktur und technisches Know-How.

Im Falle einer Eigenerstellung kann die Kommune beispielsweise Angebote von lokalen Unternehmen in den kommunalen Web-Server einbinden. Für die Bereitstellung von Speicherplatz auf dem kommunalen Web-Server sollte die Kommune eine monatliche Miete verlangen. Ein Engagement ist für kleine Unternehmen, Pensionen, Vermieter von Fremdenzimmer und Restaurantbesitzer interessant, für die der Aufbau eines eigenen Web-Servers zu teuer ist. Ihnen sollte allerdings ein ständiger Zugang zur weiteren Wartung ihres Angebots gegeben werden. Darüber hinaus kann das kommunale Angebot mit Werbeflächen versehen werden, für die ein Entgelt an die Kommune zu zahlen ist. Das Ergebnis wäre in diesem Fall also ein kommerziell finanzierter Internet-Dienst der Kommune. "De Digitale Stad", das Online-Angebot Amsterdams, hat diesen Weg der Finanzierung gewählt.

Wird die Erstellung, Wartung und Pflege des Angebots im Rahmen eines Fremdbezugs einem Dritten übertragen, so kann die Kommune für die Nutzung des Domainnamens der Art "Stadtname.de" eine Lizenzgebühr verlangen. Dafür darf der Lizenznehmer unter diesem Domainnamen nicht nur das kommunale Angebot bereitstellen, sondern auch sein eigenes Angebot offerieren. Die Höhe der Lizenzgebühr sollte in Verhandlungen zwischen Kommune und Provider festgesetzt werden. Dabei sollte die Kommune darauf achten, daß sie ausreichend Einfluß auf die Gestaltung der kommunalen Seiten hat und das Angebot für alle Bürger kostenlos abgerufen werden kann. Der Lizenznehmer kann sich unter anderem aus den zu erwartenden Werbeeinnahmen finanzieren.

 

3.7 Langfristige Potentiale für Effizienzsteigerung

Langfristige Potentiale zur Effizienzsteigerungen ergeben sich besonders durch die Optimierung von Kommunikationsprozessen. Durch die Nutzung von E-Mail profitieren die Kontakte zwischen Bürgern/Unternehmen auf der einen Seite und der Kommunalverwaltung/Mandatsträgern auf der anderen Seite. Informationen lassen sich schneller abrufen, Lieferzeiten (Postfach, Ablagekorb) werden reduziert und es bestehen breite Möglichkeiten zur Diskussion. Aber auch die Kommunikation innerhalb der Verwaltung und der Verwaltung zu den Mandatsträgern kann durch Dienste wie E-Mail, Mail-Verteiler und Mail-Server beschleunigt werden. Bisher räumlich getrennte Verwaltungsdienststellen können problemloser miteinander zusammenarbeiten. Damit verbunden ist ein geringerer Verwaltungsaufwand, da papierintensive Arbeitsunterlagen nicht mehr kopiert und verteilt werden müssen.

Durch Internet-Dienste lassen sich Logistik-Prozesse weiter optimieren. Nachrichten und Arbeitspapiere können über das Internet schneller an die gewünschte Zielperson gesandt werden, als dieses klassische Post-Dienste (Hauspost, Kurierpost, Gelbe Post) schaffen. Außerdem müssen nur noch dann Dokumente in schriftlicher Form vorliegen, wenn die Zielperson dies wünscht (Ausdruck auf lokalem Drucker). Auf angekommene Mails kann schnell geantwortet werden, zumal sich der Absender nicht mehr selbst um die Zieladresse (Reply-Funktion) und die Zusendung (Send-Funktion) kümmern muß. Antrags- und Bescheiddaten brauchen nicht noch einmal von der Sachbearbeitung eingegeben werden, wenn ein Antrag bereits in elektronischer Form vorliegt. Die Durchlaufzeiten von Anträgen lassen sich erheblich verkürzen, wenn Intranet-Technologien genutzt werden.

Außerdem kann die Informationsbeschaffung der Kommune erheblich verbessert werden, wenn im Internet vorhandene Informationen in einer für die Kommune entsprechenden Form aufbereitet werden. Diese Aufgabe kann von Informations-Brokern wahrgenommen werden. Langfristig scheint hier aber die Nutzung von Suchmaschinen (wie Alta Vista oder Lycos) sinnvoll, da diese für die Kommune weitaus kostengünstiger sind. Die dienstliche Nutzung ist allerdings nicht unumstritten. Immerhin bietet das Internet auch die Chance der Ablenkung vom Tagesgeschäft der Beschäftigten und zu einer starken außerdienstlichen (privaten) Nutzung.

 

3.8 Ansätze für Kostensenkungen

Verwaltungen, die eine virtuelle Präsenz im Internet anstreben, müssen nach der in Abbildung 7 dargestellten Untersuchung der Gartner Group mit Anfangsinvestitionen von rund 232.000 DM und mit Betriebskosten von rund 110.000 DM jährlich rechnen. Sponsoren können einen Teil dieser Kosten (bspw. für Rechner und Netzzugang) übernehmen. Die Stadt Nürnberg hat durch die Unterstützung von Sponsoren lediglich 11000 DM für die Anfangsinvestition aufwenden müssen. Die Stadt zahlt für ihre Präsenz zur Zeit monatliche Gebühren in Höhe von 800 bis 1000 DM. In dieser Kalkulation sind die Personalkosten nicht inbegriffen.

 

Anfangsinvestitionen

Betriebskosten/Jahr

Web-Server

35.000 DM

-

Software

35.000 DM

-

Datenschutz

17.000 DM

-

Datenaufbereitung

35.000 DM

-

Leistungskosten

17.000 DM

17.000 DM

Personal

65.000 DM

65.000 DM

Wartung Hardware

7.000 DM

7.000 DM

Wartung Software

7.000 DM

7.000 DM

Aktualisierung

14.000 DM

14.000 DM

 

232.000 DM

110.000 DM

Abbildung 7: Aufwand für eine Marketing-Präsenz im Internet - Quelle: Gartner Group (1996), S. 159.

 

Dennoch können die Kosten für die allgemeine Informationsverteilung reduziert werden. Vor allem die bisherigen Telekommunikationausgaben (Telefon, Telefax, Datex-P), Post- und Portokosten (Papier, Kopien, Versand, Bearbeitung, Schreibdienst) sowie die Einsparung von Wegstrecken und Wegzeiten (Versendung, Liegezeiten) müssen mit den Aufwendungen verrechnet werden. Ergänzend dazu wird auch der Bekanntheitsgrad und das Image der Kommune gesteigert, was sich nicht in finanziellen Größen messen läßt. Ein direkter Nutzen einer Internet-Präsenz ist daher kaum rechenbar. Hier kann empfohlen werden, das Vorhaben in den gesamten Ziel- und Maßnahmenplan der Kommune aufzunehmen und dies parlamentarisch abzusichern. Im Vorfeld sollte zudem eine kritische Kosten-/Nutzenanalyse durchgeführt werden. Überdies sollten regelmäßig Argumente gesammelt werden, die den Nutzen des Programms belegen. Ein Projektabbruch erscheint dann notwendig, wenn sich die erhofften Effekte nicht einstellen.

 

4. Angebote deutscher Städte und Gemeinden im Internet

Deutsche Städte und Gemeinden versuchen schon seit einigen Jahren, Online-Dienste für kommunale Zwecke zu nutzen. In den Achtziger Jahren engagierten sich viele Kommunen im Btx. So war 1989 ein Btx-Angebot von rund 160 Kommunen abrufbar. Allerdings beschränkte sich dieses Angebot meist auf die Bestellung von weiteren Broschüren. Seit Mitte 1995 nimmt die Zahl kommunaler WWW-Seiten im Internet aus Deutschland stark zu, wobei Informationsdienste eindeutig dominieren. Bis Ende April 1996 hatten 54 deutsche Städte die Reservierung eines Internet-Domains der Art "stadtname.de" vorgenommen. Darüber hinaus existieren auch kommunale Seiten auf Rechnern, die einen anderen Domainnamen besitzen. Die unter diesen Adressen zu findenen Angebote reichen von leeren Seiten ("Unser Server befindet sich im Aufbau") bis hin zur virtuellen Stadt.

Bei der Erstellung eines Angebots im Internet haben deutsche Kommunen mit einigen Problemen zu kämpfen. In Deutschland steht die öffentliche Verwaltung mittel- und langfristig unter einem Kosten- und Veränderungsdruck. Finanzielle Restriktionen durch die angespannte Finanzlage lassen wenig Spielraum für neue Investitionen. Dabei können multimediale Online-Dienste helfen, Kosten in der öffentlichen Verwaltung einzusparen. Auch ist in vielen Kommunen eine akzeptable Infrastruktur (Verkabelung, Computer, Anschlüsse) für die Nutzung des Internet noch nicht vorhanden. Häufig muß auf die Netze der Deutschen Telekom zurückgegriffen werden, deren Inanspruchnahme verhältnismäßig teuer ist. Ein Mangel an Expertenwissen und Trainingsmöglichkeiten innerhalb von Kommunalverwaltungen führt zu weiteren Verzögerungen. Daher entwickeln sich kommunale Angebote erst langsam. Zur Zeit stehen lediglich einzelne Angebote von Ämtern zur Verfügung. Diese müssen ständig gepflegt und aktualisiert werden, um nicht veraltet und rückständig zu wirken. Eine Umsetzung aller oben vorgestellten Potentiale benötigt auch Zeit, die den Kommunen bisher fehlte. Unklarheiten innerhalb einer Kommune gibt es auch über die Gestaltung der Inhalte und die verantwortlichen Stellen (Problem der Doppelarbeit). Rechtliche Schwierigkeiten bestehen zudem in Bereichen des Datenschutzes, des Urheberrechts, des Namensrechts, der digitalen Unterschrift und der Gültigkeit von Dokumentenübertragungen. Bei der Reservierung des Stadtnamens als Domainnamen stießen einige Städte auf Schwierigkeiten, da kommerzielle Anbieter vorsorglich den Stadtnamen blockierten. Im Frühjahr 1996 hat das Landgericht Mannheim in einer einstweiligen Verfügung der Stadt Heidelberg das Recht zugesprochen, die Benutzung der Adresse "heidelberg.de" durch private Betreiber zu unterbinden.

 

4.1 Kommunalverwaltung Online

Die meisten Angebote von Kommunalverwaltungen setzen sich aus Elementen der oben genannten Potentiale zusammen. Über die tatsächliche Nutzung dieser Angebote können Zähler (Counter) oder Logfiles Auskunft geben, die sich aber leicht manipulieren lassen.

In Deutschland gibt es verschiedene Arten einer Projektgruppe "Kommune im Internet". Die Präsenz einer Kommunalverwaltung kann im Rahmen eines Projektes der Kommunalverwaltung (Düsseldorf, Karlsruhe, Leipzig, Mannheim, Mayen-Koblenz, Nürnberg, Passau, Siegburg, Wuppertal) erstellt werden. Die Verantwortung für das Projekt kann auch dem Informationsamt (Bochum, Frankfurt/Main, Kaiserslautern, Kiel, Lübeck), der Wirtschaftsförderung (Köln, Lippstadt), der Datenverarbeitung (Neu-Ulm, Wittenberg) oder dem Amt für Tourismus und Stadtmarketing (Ingolstadt, Osnabrück, Pirmasens) übertragen werden. In der bayerischen Gemeinde Putzbrunn übernahm der Bürgermeister (Politiker) persönlich die Gestaltung der Präsenz. Es kann von Seiten der Kommunalverwaltung auch eine Kooperation mit lokalen Unternehmen (Bergisch-Gladbach, Dortmund, Görlitz, Landau, Ludwigshafen, Rüsselsheim) oder Bürgerinitiativen (Hagen, Münster, Würzburg) gesucht werden. Unternehmen stellen im Rahmen von Sponsering auch Rechner und Netzzugangsmöglichkeiten zur Verfügung.

Eine Übersicht über das Online-Angebot deutscher Kommunalverwaltungen im Internet im November 1996 ist im Anhang bzw. im Internet zu finden. Trotz ständigen Änderungen, Ergänzungen und Neueinrichtungen auf Seiten der Anbieter wurde versucht, eine umfassende Darstellung zu bieten. Zu den erwähnenswerten kommunalen Online-Angeboten zählen 'Karlsruhe im Internet', 'Mannheim Internetional', 'München online', 'Nürnberg Online' und 'Würzburg Online' (sowie die Angebote der Bundesländer Hamburg, Bremen und Berlin). In Nürnberg können alle Ämter über E-Mail erreicht werden. Ein offenes Forum für eine öffentliche Diskussion wurde in Kaiserslautern und Bremen eingerichtet. Dazu können übrigens auch die elektronischen Gästebücher (Kiel, Lippstadt) verwendet werden. Bemerkenswert ist auch ein elektronisches Heimatjahrbuch (Kreis Ahrweiler) oder bereitgestellte Software (Düsseldorf). Einige Kommunalverwaltungen stellen Handlungsanleitungen (Bochum, Mannheim, Nürnberg, Stuttgart), Antragsvordrucke (Stuttgart), Meßwerte zur Luftverschmutzung (Karlsruhe, Münster) oder digitale Stadtpläne (Hameln, Köln, Ulm) bereit. Das Kreisjugendamt Mayen-Koblenz bietet eine Berechnung von Leistungsansprüchen nach dem BAFöG-Gesetz an. Die KFZ-Zulassungsstelle in Mannheim nimmt bereits Anträge auf Wunschkennzeichen entgegen. In Wittenberg und Wuppertal wird das Internet für verwaltungsinterne Anwendungen genutzt.

In einigen Städten bieten Ämter bereits ihre eigenen Angebote an: Standesamt (Mannheim), Ordnungsamt (Mannheim, Nürnberg), Umweltamt/Abfallwirtschaftsamt (Frankfurt/Main, Karlsruhe, Mannheim, Münster), Stadtvermessungsamt (Bochum, Frankfurt), Stadtkämmerei (München), Leihamt (Mannheim), Sportamt (Leipzig), Wahl- und Statistikamt (Leipzig, Würzburg), Frauenbeauftragte (München), Wirtschaftsförderungsamt (Bremen, Görlitz, Mannheim, Saarbrücken), Kulturamt (Hagen, Münster), Jugendamt (Hagen, Mannheim, Mayen-Koblenz) und eine KFZ-Zulassungsstelle (Mannheim, Stuttgart).

 

4.2 Informationen über die Kommunalverwaltung von Dritten

Neben Angeboten von Kommunalverwaltungen existieren im Internet auch Informationen über eine Kommunalverwaltung, die von Dritten bereitgestellt werden. Eine Übersicht über diese Angebote findet sich ebenfalls im Anhang wieder. Solche Aktivitäten auf kommunaler Ebene werden häufig im Rahmen eines Projektes von Studenten/
Schülern
(Goslar, Karlsruhe, Ravensburg, Ulm, Zittau), lokalen Unternehmen wie Multimedia-Agenturen (Dresden, Oldenburg, Ravensburg, Singen), Internet-Service-Providern (Braunschweig, Niebüll, Offenbach), Technologiezentren (Hannover), Stadtwerken (Weißwasser) oder der Lokalpresse (Düsseldorf) sowie Privatpersonen erstellt. In erster Linie handelt es sich bei den Angeboten um Dezernatsübersichten, Gremienzusammensetzung, Adressenlisten, Stichwortverzeichnisse, Wahlergebnisse oder Auszüge aus Jahresberichten der Kommune. Das Bürgerhaus Düsseldorf von RP Online (Düsseldorf) ist in diesem Zusammenhang besonders hervorzuheben. Hier wurde ein zusammenhängendes Online-Angebot entwickelt, in dem der Bürger Informationen (Abfall, Arbeit, Ausbildung, Auto, Bauen, Freizeit, Gesundheit, Kinder, Papiere, Umwelt, Tiere, Wohnen), Handlungsanleitungen (An-, Ab-, Ummeldung des Automobils, Ausweispapiere) und Antragsformulare (Auto, BAFöG, Ausweispapiere, Wohngeld) erhalten kann. Ein mehrsprachiges Touristinformationssystem präsentiert Imedia mit dem Stadtinformationssystem für Dresden, daß ein Angebot in neun Sprachen (u.a. in Englisch, Niederländisch und Japanisch) bereitstellt.

 

5. Zusammenfassung

Deutsche Städte und Gemeinden versuchen schon seit einigen Jahren, Online-Dienste für kommunale Zwecke zu nutzen. Seit Mitte 1995 nimmt die Zahl kommunaler WWW-Seiten im Internet aus Deutschland stark zu. Informationsdienste dominieren dabei eindeutig, da sie leicht zu erstellen und zu bedienen sind. Die Internet-Technologien ermöglichen eine Anforderung von aktuellen kommunalen Informationen (Verwaltung, Tourismus, Wirtschaft), Publikationen und Antragsvordrucken rund um die Uhr, die dem Bürger weltweit schnell und bequem zugestellt werden können. Durch E-Mail ist eine Kommunalverwaltung in der Lage, jederzeit Anfragen, Beschwerden und Mitteilungen entgegenzunehmen. Zukünftig werden diese Angebote um weitere Dienstleistungen ergänzt. Zudem sind Internet-Technologien für verwaltungsinterne Zwecke und zur Einnahmegewinnung einsetzbar. Der Betrieb eines Web-Servers kann von der Kommune selbst übernommen oder einem Provider übertragen werden. Mit der Einführung von Internet-Technologien können Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen verbunden sein.

Hindernisse auf dem Weg zu einer Internet-Präsenz sollten beseitigt werden. Eine kritische Kosten-/Nutzenanalyse ist im Vorfeld durchzuführen. Eventuell sind Partner und Sponsoren für eine kommunale Präsenz zu suchen. Die stark zunehmende Zahl an deutschen Kommunen, die sich im Internet präsentieren und die damit verbundenen Möglichkeiten sprechen für das Engagement einer Kommunalverwaltung im Internet. Eine attraktive Selbstdarstellung im Internet wirkt imagefördernd für die Kommune und kann der Fremdenverkehrs- und Wirtschaftsförderung sehr dienlich sein. Eine Kommune sollte großen Wert auf eine optimale Präsentation legen, da sie im Internet nicht nur im nationalen sondern im internationalen Wettbewerb um Arbeitsplätze und Wohlstand steht. Besonders im internationalen Bereich (z.B. in den USA und Niederlanden) ist die Entwicklung schon weiter fortgeschritten. Eine Vielzahl deutscher Kommunen hat dies erkannt und stellt sich dem Wettbewerb.

 


 

Literaturverzeichnis

 


Inhaltsverzeichnis - Abkürzungsverzeichnis - Volltext - Literaturverzeichnis


http://members.tripod.de/Lucke/servtext.htm
joern@von-lucke.de