Mitte der Neunziger Jahre gewinnen interaktive Multimedia-Technologien weltweit an Bedeutung. Kennzeichen dieser Entwicklung sind der schnelle Anstieg der Zahl der Nutzer des Internet oder anderer Online-Dienste, Zusammenschlüsse großer Medienunternehmen sowie diverse nationale Informationsinfrastruktur-Initiativen.(1) Die Bundesrepublik Deutschland liegt im weltweiten Vergleich bei der Verbreitung des Internet und anderer multimedialer Online-Dienste nicht an der Spitze. In Deutschland sind weder eine entsprechende Infrastruktur noch ein Massenzugang von Benutzern zu erkennen, wie er bspw. in den USA zu beobachten ist. Aber es hat ein Umdenken eingesetzt. Mittlerweile wird auch hier die Bedeutung interaktiver Multimedia-Technologien von Wirtschaft und Gesellschaft wahrgenommen. Seit 1995 werden in der Bundesrepublik verstärkt Anstrengungen von Unternehmen und Politik unternommen, den bestehenden Rückstand aufzuholen.
Im Rahmen dieser Diplomarbeit werden die Ursachen des verzögerten Erfolgs des Internet und anderer multimedialer Online-Dienste in Deutschland untersucht. Gegenwärtig befinden sich in Deutschland breitbandige Online-Dienste, die über End-zu-End-Übertragungskapazitäten von 2 MBit/s und mehr verfügen und sich daher besonders für Multimedia-Übertragungen eignen, noch in der technischen Erprobungsphase. Aus diesem Grunde werden in der Arbeit neben dem Internet überwiegend die schmalbandigen Online-Dienste untersucht, die zunehmend multimediale Elemente in ihr Angebot integrieren. Ein Rückblick auf die Einführung des Bildschirmtextes in den Achtziger Jahren soll die Arbeit ergänzen.
Nach einer Definition der Begriffe "Infobahn" und "Multimedia" werden in Kapitel 3 die in Deutschland weit verbreitesten Online-Dienste vorgestellt: Internet, CompuServe und T-Online (Nachfolger von Bildschirmtext). Im Anschluß folgt eine kurze Präsentation der 1995 neu angebotenen Online-Dienste. Darauf aufbauend werden die Gründe der verzögerten Entwicklung aus technischer, politischer und wirtschaftlicher Sicht betrachtet. Dabei steht in Kapitel 4 der Aufbau einer Netzinfrastruktur im Vordergrund. Anschließend werden die Auswirkungen politischer Entscheidungen aus den Bereichen Telekommunikation, Forschung und Wirtschaft auf Bundes- und Landesebene untersucht. Die Betrachtung des Einsatzes multimedialer Online-Dienste unter wirtschaftlichen Aspekten wird in Kapitel 5 für die öffentliche Verwaltung, kommerzielle Dienstanbieter und Dienstnutzer sowie nicht-gewinnorientierte Unternehmen und private Nutzer durchgeführt (Abbildung 1). Abschließend folgt eine Zusammenfassung mit einem Ausblick.