|
EINFÜHRENDE GEDANKEN Prof. Reinermann / Dr. von Lucke: „Hochleistungsportale für die öffentliche Verwaltung" Laufzeit 01.01.2002 bis 30.06.2004
Seit der Veröffentlichung des FÖV-Forschungsberichtes 205 „Portale in der öffentlichen Verwaltung – Internet – Call Center - Bürgerbüro" im März 2000 hat in Deutschland eine intensive Diskussion über Sinn, Umsetzung und Zukunft von Verwaltungsportalen eingesetzt. Für den Bund, die Bundesländer und die Kommunen in Deutschland hat das Portalkonzept einen wichtigen Stellenwert in ihrer E-Government-Strategie eingenommen. Beispielsweise wurde im Frühjahr 2001 im Rahmen der „Bund Online 2005"-Strategie der deutschen Bundesregierung unter der Domain http://www.bund.de ein Portal der Bundesverwaltung in Form eines Informationssammelpunktes aufgebaut. Einrichtung und Ausbau weiterer Portale wie http://www.finanzamt.de oder http://www.studieren-im-netz.de sind sinnvoll, angedacht und teilweise bereits umgesetzt. Aber auch in den deutschen Bundesländern und auf kommunaler Ebene werden Portale vorbereitet und eingerichtet. Erste Betreiber von Verwaltungsportalen aus dem Ausland drängen zudem auf den deutschen Markt. Wie sollten jedoch künftige Portale - Hochleistungsportale - für die öffentliche Verwaltung eigentlich aussehen? Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die öffentliche Verwaltung?Verwaltungsportale lassen sich generell in unterschiedliche Kategorien einteilen. Behördenportale (Departmental Portals) sind auf eine bestimmte Verwaltungseinheit hin (Ministerium, Behörde, Amt) angelegt. Gebietskörperschaftsportale (Governmental Portals) werden im Hinblick auf eine bestimmte Verwaltungsebene (Bund, Land, Regierungsbezirk, Landkreis, Stadt, Gemeinde) gebildet. Verwaltungsebenenübergreifende Portale (Administrative Portals) integrieren die Angebote mehrerer Gebietskörperschaften und Behörden. Alle drei Ansätze lassen sich weiter ausbauen, denn sie haben noch einen entscheidenden Nachteil. Sie zwingen die Bürger, sich selbst über den Geschäftsverteilungsplan innerhalb der Verwaltung zu informieren, damit sie erfahren, an welchen Teil der Verwaltung sie sich für welche Verwaltungsgeschäfte wenden müssen. Lebenslagen-Portale (Life-Event Portals) oder Geschäftsepisoden-Portale (Business-Episode Portals) bündeln ihr Angebot dagegen nach Problem- oder Lebenslagen. Personalisierte Portale (Personal Portals) richten sich auf die Vorgaben ihrer individuellen Nutzer aus und passen ihr Angebot an deren Wünsche und Bedürfnisse an. Hochleistungsportale sind jene Informations-, Kommunikations- und Transaktionsportale, an die besonders hohe Anforderungen gestellt werden. Sie bewältigen hohe Transaktionsvolumina bei äußerst geringen Ausfallzeiten. Hochleistungsportale beinhalten die Funktionalitäten von Informationssammelpunkten und Transaktionsservern. Dazu zählen Suchmaschinen, Kataloge, Nachrichtensammlung, Diskussionsforen, Signaturen, Verschlüsselung und Authentisierung. Sie sind somit die konsequente Fortentwicklung von Informationssammelpunkten zu umfassenden Kommunikations- und Transaktionsportalen. Hochleistungsportale können verwaltungsebenenübergreifend eingerichtet werden. Das Angebot lässt sich dabei um Behörden, Gebietskörperschaften, Problemlagen, Lebenslagen oder individuelle Wünsche gruppieren. Die Integration verschiedener Verwaltungsdienstleistungen unabhängig von der Zugehörigkeit der einzelnen Dienststellen zu den unterschiedlichen Gebietskörperschaften bei gleichzeitiger Orientierung an den Problem- und Lebenslagen der Bürger und der Wirtschaft sollte bei Portalvorhaben aber eigentlich im Vordergrund stehen. Dies erfordert eine verwaltungsebenenübergreifende Zusammenarbeit verschiedener Gebietskörperschaften und ihrer Behörden, die möglicherweise noch um private Dienstleister zu ergänzen ist. Die Auswahl geeigneter Problem- und Lebenslagen hat sich an den Interessen und Bedürfnissen der Nutzer zu orientierten. Hochleistungsportale werden zudem über Möglichkeiten zur Personalisierung von Angeboten verfügen. Bürger können sich eine Benutzeroberfläche nach den eigenen Vorstellungen und Interessen zusammenstellen. Weitere Ausbaustufen würden einen Zugang zu den von ihnen bei Verwaltungsbehörden angelegten Akten (Bürgerprofil, Bürgerakten, Steuerakte, Bauakte etc.), Hinweise über den Umgang mit den von ihnen gezahlten Steuergeldern und die Abwicklung sämtlicher Zahlungsvorgänge mit der Verwaltung über eine Stelle umfassen. Dies setzt letztendlich ein Portalkonzept mit offenen Schnittstellen voraus, das die Möglichkeiten der Bereitstellung von Informationen aus unterschiedlichen Quellen, der Einbindung in bestehende IT-Strukturen, der Personalisierung und der elektronischen Signatur beherrscht. Nur dann lässt sich die gewünschten Darstellungs-, Bedienungs- und Datenkonsistenz erreichen. Aus Gründen der Skalierbarkeit müssen Hochleistungsportale im Teilbereich losgelöst von den dahinter stehenden hochintegrierten Verwaltungssystemen (ERP-Systeme) und sonstigen Back-End-Lösungen laufen, um beispielsweise auch zu Spitzenzeiten hohe Transaktionsvolumina verarbeiten zu können. Das geplante Forschungsprojekt wird sich der Ausgestaltung solcher Hochleistungsportale widmen, dabei weitere Akzente in der nationalen Diskussion zu setzen versuchen und Umsetzungsansätze für die Verwaltungspraxis erarbeiten.
|